×
18.09.2025
Licht als Ressource: Architekturtrends für energieeffizientes Wohnen
Mit einem Hausbau geht heute weit mehr einher, als lediglich einen Grundriss zu entwerfen und passende Materialien auszuwählen. Die Architektur ist nämlich zu einem entscheidenden Faktor für den Energieverbrauch, die Klimafreundlichkeit und die Wohnqualität geworden.

Architektur im Zeichen von Effizienz
Die Anforderungen an Gebäude sind in den vergangenen Jahren merklich gestiegen. Mit dem Gebäudeenergiegesetz gelten klare Grenzwerte für Wärmedämmung, Energiebedarf und Primärenergieeinsatz.Dabei rückt auch das Zusammenspiel von Fensterflächen, Verglasung und Ausrichtung immer stärker in den Fokus. Eine gut geplante Architektur sorgt dafür, dass im Winter spürbare Wärmegewinne entstehen, während sich im Sommer ein angenehmes Raumklima ohne hohe Kühlkosten halten lässt.
Ein wichtiger Aspekt besteht in diesem Zusammenhang auch in der rechtlichen Nachweispflicht. Hier lohnt sich ein Blick auf die Kosten für den Energieausweis, die im Zuge von Bau oder Sanierung anfallen. Der Energieausweis ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, er liefert Bauherren zudem eine objektive Einschätzung darüber, wie effizient ihr Gebäude wirklich ist.
Mehr Tageslicht heißt mehr Wohnqualität
Natürliches Licht ist nicht nur ein nützliches Gestaltungselement. Es beeinflusst nachweislich das Wohlbefinden, steigert die Konzentration und wirkt sich positiv auf den Biorhythmus aus.Eine Untersuchung der Technischen Universität Ilmenau belegt beispielsweise, dass der gezielte Einsatz von Tageslicht den Bedarf an künstlicher Beleuchtung reduziert und zugleich die Produktivität der Bewohner erhöht. Räume, die ausreichend mit Tageslicht versorgt sind, werden darüber hinaus subjektiv als heller, freundlicher und angenehmer wahrgenommen.
Dieser gesundheitliche Mehrwert ist ein entscheidender Grund, warum Architekten heute große Fensterflächen und offene Raumkonzepte bevorzugen. Gleichzeitig gilt es, eine Überhitzung im Sommer und Wärmeverluste im Winter zu vermeiden. Diese Herausforderung lässt sich mit Hilfe moderner Technik und einer durchdachten Planung lösen.
Fensterflächen und ihre Werte
Die Fenster entscheiden maßgeblich darüber, ob ein Gebäude tendenziell Energie verliert oder gewinnt. Der U-Wert beschreibt dabei den Wärmedurchgang. Für Neubauten gilt ein maximaler U W-Wert von 1,3 W/(m²·K). Dreifachverglasungen unterschreiten diesen Wert deutlich, meist bis auf 0,7 W/(m²·K).Der g-Wert, der den Anteil der durchgelassenen Solarenergie angibt, spielt ebenfalls eine Rolle. Im Winter sind hohe Werte erwünscht, um die Heizkosten zu senken. Im Sommer braucht es dagegen eher niedrige Werte, um die Räume angenehm kühl zu halten.
Sonnenschutzglas stellt dann eine beliebte Lösung dar, da dieses viel Licht durchlässt, aber dennoch den Energieeintrag reduziert. Neben Glas und Rahmen sind außerdem thermisch verbesserte Abstandshalter – die sogenannte „warme Kante“ – heute Standard. Sie verringern Wärmeverluste am Glasrand und verbessern die Gesamtleistung spürbar.
Zeitgemäße Technik für mehr Effizienz
Innovationen wie elektrochrome Verglasungen ermöglichen es daneben, die Lichtdurchlässigkeit dynamisch anzupassen. Abhängig von der aktuellen Sonneneinstrahlung verändert sich der Transparenzgrad des Glases. Dadurch reduziert sich die Aufheizung und eine zusätzliche Beschattung wird in den meisten Fällen überflüssig.Auch Photovoltaik wird zunehmend in die Gebäudehülle integriert. Indach-Systeme ersetzen die herkömmlichen Dachziegel durch Solarmodule und verbinden so die Energieproduktion mit architektonisch klaren Linien. Damit fungiert das Dach nicht nur als Schutz, sondern zur gleichen Zeit auch als Stromquelle.
Wichtige Aspekte bei der Fassadengestaltung
Die Ausrichtung eines Hauses hat einen großen Einfluss auf die spätere Energiebilanz. Südorientierte Glasflächen nutzen zum Beispiel die Wintersonne optimal. Die Nordfassade sollte jedoch besser geschlossen bleiben, um Wärmeverluste zu reduzieren.Die moderne Architektur kombiniert diese Grundprinzipien gerne mit kreativen Lösungen. Wintergärten oder vorgelagerte Loggien wirken wie Pufferzonen. Sie speichern Wärme und dienen gleichzeitig als Lebensraum. Oberlichter oder seitliche Lichtbänder bringen das Tageslicht außerdem tief in den Grundriss, wodurch auch innenliegende Räume die meiste Zeit ohne künstliche Beleuchtung auskommen.
Verschiedene Sonnenschutzsysteme im Zusammenspiel
Effizienz bedeutet nicht, auf große Fenster zu verzichten. Es geht darum, sie gezielt zu kontrollieren. Außenliegende Systeme wie Raffstores, Lamellen oder Markisen stoppen die Sonneneinstrahlung noch bevor sie in das Gebäude gelangt. Innenliegende Systeme wie Rollos oder Vorhänge haben dagegen vor allem eine Wirkung als Sichtschutz.Auch feste architektonische Elemente wie Dachüberstände, Balkone oder Pergolen leisten einen Beitrag. Sie beschatten die Fenster im Sommer, lassen aber im Winter tiefer stehendes Sonnenlicht ins Haus.
Diese Kombination aus Architektur und Technik sorgt dafür, dass die Gebäude anpassungsfähig für unterschiedliche Jahreszeiten werden.
Die Lichtlenkung in den Innenräumen
Allerdings entscheidet nicht nur die Gebäudehülle über die Energieeffizienz, sondern auch die Gestaltung im Inneren. Helle Oberflächen reflektieren das Licht und reduzieren dadurch den generellen Bedarf an Lampen. Offene Grundrisse lassen viel Tageslicht weit in das Haus hinein, wodurch ungemütliche, dunkle Zonen vermieden werden.Mit Bedacht gewählte Materialien wie helle Holzarten oder mineralische Putze verstärken diesen Effekt nochmal. Eine gut geplante Raumabfolge sorgt daneben dafür, dass die Räume, die tagsüber am meisten genutzt werden, im lichtreichen Bereich liegen. Schlafzimmer und Nebenräume finden dann eher an den weniger belichteten Seiten ihren Platz.

Sommerlicher Wärmeschutz gewinnt an Bedeutung
Der Klimawandel und die steigenden Durchschnittstemperaturen stellen Architekten heute vor neue Aufgaben.Früher stand vor allem die Heizenergie im Fokus. Mittlerweile wird jedoch auch die Vermeidung von Überhitzung immer entscheidender. Gebäude mit hohen Glasflächen benötigen zum Beispiel eine intelligente Beschattung und eine gute Speicherfähigkeit.
Massive Wände, die Wärme aufnehmen und zeitversetzt wieder abgeben, helfen dabei, die Innentemperatur zu stabilisieren. Kombiniert mit einer Nachtlüftung oder automatisierten Fenstersystemen lassen sich die Räume auf natürliche Weise kühlen. Damit sinkt der Bedarf an einer energieintensiven Klimatisierung.
Mögliche Förderungen prüfen
Investitionen in hochwertige Fenster, moderne Sonnenschutzsysteme oder dynamische Verglasungen verursachen zunächst natürlich höhere Baukosten. Langfristig machen sich diese Ausgaben allerdings durch niedrigere Betriebskosten bezahlt. Die Heizkosten sinken, die Kühlung ist seltener notwendig und auch der Stromverbrauch für die Beleuchtung reduziert sich.Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene unterstützen solche energetischen Maßnahmen. Egal, ob Neubau oder Sanierung: Werden bestimmte Effizienzstandards erfüllt, lassen sich Zuschüsse oder günstige Kredite erhalten. Die Voraussetzung dafür besteht fast immer in einem aktuellen Energieausweis, der den jeweiligen Effizienzgrad dokumentiert.
Die Architektur wird zum Effizienzpartner
Die Architektur prägt in hohem Maße, wie ein Haus aussieht – und auch, wie es funktioniert. Wird das Tageslicht klug eingesetzt, lassen sich die Energiekosten reduzieren, der Wohnkomfort steigern und das Raumklima verbessern.Die Zukunft liegt in Gebäuden, welche die Ressourcen schonen und die Lebensqualität erhöhen. Effizienz entsteht nicht mehr allein durch Technik, sondern durch eine Planung, die Licht als wertvolle Ressource begreift.
Autor / Quelle: af.pr.