×
28.10.2025
Die unsichtbaren Untermieter: Vorsicht bei Großstadt-Neubauten
Wer in der Großstadt ein Haus baut, schafft moderne Architektur, die höchste Wohnstandards erfüllen soll. Doch selbst die sauberste Baustelle existiert nicht im Vakuum. Großstädte sind komplexe Ökosysteme, in denen neben Menschen auch eine Vielzahl von Tieren lebt – darunter ungebetene Gäste, die schnell zum Problem werden können.

Das Problem beginnt nicht erst nach dem Einzug, sondern bereits während der Bauphase. Vorausschauende Planung und gezielte Prävention sind daher entscheidend, um hohe Folgekosten und Bauschäden zu vermeiden.
Das Großstadtrisiko und die Bausubstanz
In dicht besiedelten Gebieten lauern andere Schädlingsgefahren als auf dem Land. Großstädte sind bekannt für eine hohe Population von Hygieneschädlingen, die durch das weit verzweigte Kanalisationsnetz oder dicht beieinander stehende Gebäude leicht Zugang zu neuen Bauten finden.Die Hauptrisiken im urbanen Neubauumfeld sind:
- Ratten und Mäuse: Sie nutzen offene Rohrdurchführungen, Versorgungsleitungen und ungesicherte Durchbrüche am Rohbau. Ihre Nageaktivitäten können nicht nur Isolierung zerstören, sondern auch Elektrokabel beschädigen und Kurzschlüsse verursachen.
- Schaben (Kakerlaken): Diese werden oft über Lieferungen oder durch die Nähe zu älteren, befallenen Nachbarhäusern eingeschleppt. Sie verstecken sich in kleinsten Ritzen und Versorgungsschächten.
Feuchtigkeit als Wegbereiter: die "Neubau-Fauna"
Ein häufig unterschätztes Phänomen im Neubau ist die Neubaufeuchte. Bauprozesse, bei denen viel Wasser in den Bau eingebracht wird (Beton, Mörtel, Putz), führen zu einer anfänglich sehr hohen Luftfeuchtigkeit. Diese feuchtwarme Umgebung schafft optimale Lebensbedingungen für eine spezielle Gruppe von Insekten, die oft als "Neubau-Fauna" bezeichnet wird.Zu diesen Feuchtraumschädlingen gehören beispielsweise:
- Staubläuse (Flechtlinge)
- Moderkäfer
- Springschwänze
Prävention beginnt bei der Planung
Die beste Form der Schädlingsbekämpfung ist die konsequente Vorbeugung. Effektiver Schutz vor urbanen Schädlingen muss bereits in der Planungsphase beginnen und sich durch den gesamten Bauprozess ziehen.Wichtige präventive Massnahmen:
- Sichere Rohrdurchführungen: Alle Durchbrüche für Versorgungsleitungen (Kabel, Rohre) müssen absolut dicht verschlossen werden. Dies verhindert, dass Nager aus dem Erdreich oder der Kanalisation in das Haus eindringen.
- Lagerung von Baumaterial: Organische Materialien, insbesondere Dämmstoffe oder Holz, sollten auf der Baustelle nicht direkt auf dem Boden oder ungeschützt vor Feuchtigkeit gelagert werden.
- Sauberkeit der Baustelle: Essensreste oder Müll ziehen Nager und Insekten magisch an. Eine aufgeräumte und saubere Baustelle senkt das Risiko eines Befalls erheblich.
- Kontrollierte Austrocknung: Nach Abschluss der Nassarbeiten muss ausreichend gelüftet und, falls nötig, mit Entfeuchtern gearbeitet werden, um die Neubaufeuchte zu reduzieren und der Feuchtraumfauna die Lebensgrundlage zu entziehen.
Langfristiger Schutz und Ausblick
Das Thema Schädlinge im städtischen Neubau zeigt, dass Bauen mehr ist als das Errichten von Mauern und Dächern. Es ist ein integrierter Prozess, bei dem die Umwelt und die spezifischen Risiken des Standorts berücksichtigt werden müssen. Wer präventiv arbeitet und die notwendige Baufeuchte kontrolliert, vermeidet die Ansiedlung von Moderkäfern oder Staubläusen und schützt damit indirekt die Bausubstanz vor Feuchtigkeitsschäden.Schädlinge sind dabei selten die Ursache, sondern vielmehr ein Indikator für Mängel in der Bauphysik oder der Bauausführung. Ihre Anwesenheit zwingt Bauherren, genau hinzusehen. Die Investition in sorgfältige Abdichtung und professionelle Bauüberwachung rechnet sich langfristig, da sie teure Nachbesserungen und den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln unnötig macht. Der Schutz vor den unsichtbaren Untermietern ist somit ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen und wertbeständigen Bauens in der Großstadt.
Autor / Quelle: ay.tf.