×
14.10.2025
Feuchte Wände sanieren: So macht es der Fachmann!
Feuchte Wände sind mehr als ein optisches Problem. Hinter abblätterndem Putz und Schimmelflecken stecken oft massive Bauschäden, die sich ohne fachgerechte Sanierung Jahr für Jahr verschlimmern. Wer glaubt, mit einem neuen Anstrich sei es getan, erlebt meist nach wenigen Monaten eine böse Überraschung. Die Feuchtigkeit kommt zurück, und diesmal mit verstärkten Schäden.

Diagnose vor Therapie – wo kommt die Nässe her?
Bevor irgendeine Sanierung beginnt, muss die Ursache geklärt werden. Ein Feuchtemessgerät allein reicht nicht – professionelle Betriebe nutzen Kalzium-Karbid-Methoden, bei denen Mauerwerksproben im Labor analysiert werden. Ein Messwert über 4 Prozent Feuchtegehalt gilt als kritisch, ab 6 Prozent ist akuter Handlungsbedarf. Die Messung kostet zwischen 80 und 150 Euro pro Probe, aber ohne diese Analyse bleibt jede Sanierung Glückssache.Aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich ist der Klassiker bei Altbauten vor 1970. Die Horizontalsperre fehlt oder ist defekt, Wasser steigt kapillar bis zu 1,50 Meter hoch. Erkennbar an einem typischen Verlauf: unten durchfeuchtet, nach oben hin trockener werdend. Anders bei Kondensationsfeuchte: Die Wand ist flächig feucht, besonders an kalten Außenecken. Und wenn nur einzelne Bereiche nass sind, steckt meist eine defekte Leitung dahinter.
Ein Verputzer für Kitzingen berichtete von einem Reihenhaus aus den 1960er-Jahren, bei dem die Bewohner jahrelang gegen Schimmel im Wohnzimmer kämpften. Ursache war eine undichte Regenrinne, deren Wasser an der Fassade herunterlief und seitlich ins Mauerwerk eindrang. Die eigentliche Sanierung kostete 1.200 Euro, hätte aber vermieden werden können, wenn jemand früher auf das Dach geschaut hätte.
Horizontalsperre nachrüsten – das Standardverfahren
Bei aufsteigender Feuchtigkeit hilft nur eine nachträgliche Horizontalsperre. Das gängigste Verfahren ist die Bohrkernmethode: In einem Abstand von 10 bis 15 Zentimetern werden Löcher mit 12 Millimeter Durchmesser schräg nach unten ins Mauerwerk gebohrt. In diese Löcher wird dann ein Injektionsgel auf Silikonbasis oder Mikroemulsion eingepresst. Die Substanzen verschließen die Kapillaren im Mauerwerk und verhindern, dass Wasser weiter aufsteigen kann.Das Verfahren funktioniert gut bei homogenem Mauerwerk wie Ziegelsteinen. Schwieriger wird es bei Natursteinwänden mit Hohlräumen oder stark unterschiedlichen Steinformaten. Hier braucht es mehr Injektionsmittel und mehrere Durchgänge. Ein Einfamilienhaus mit 12 Meter Außenwandlänge kostet in der Sanierung etwa 3.500 bis 5.500 Euro – abhängig von Wandstärke und Material.
Die Trocknungszeit beträgt mindestens sechs Monate. So lange braucht das Mauerwerk, um die vorhandene Feuchtigkeit abzugeben. Wer vorher neu verputzt, riskiert erneute Schäden. Manche Betriebe beschleunigen den Prozess mit Kondensationstrocknern oder Infrarotheizplatten – das verkürzt die Zeit auf drei bis vier Monate, kostet aber zusätzlich etwa 800 Euro.
Vertikale Abdichtung bei Kellerwänden
Kellerwände haben ein anderes Problem: Drückendes Wasser von außen, verstärkt durch fehlende oder defekte Vertikalabdichtung. Die klassische Methode ist das Aufgraben der Außenwand bis zur Gründung – aufwendig, teuer und oft gar nicht möglich, wenn Nachbargebäude dicht anstehen. Alternative: Die Innensanierung mit einem Dichtungsschlämmsystem.Dabei wird die Kellerwand von innen mit einer mineralischen Dichtschlämme beschichtet, die mindestens 4 Millimeter dick aufgetragen wird. Die Schlämme dringt in die Poren ein und wird wasserundurchlässig. Wichtig: Die Wand muss komplett von Altputz befreit werden, bis auf das blanke Mauerwerk. Rückstände führen zu Haftungsproblemen und Abplatzungen.
Bei Innenwänden gilt ähnliches: Feuchteschäden müssen komplett beseitigt werden, bevor neu aufgebaut wird. Ein häufiger Fehler ist es, nur oberflächlich zu sanieren und feuchte Stellen zu überspachteln. Das funktioniert maximal ein Jahr, dann kommt der Schaden zurück.
Die Kosten für eine Kellerabdichtung von innen liegen bei 180 bis 250 Euro pro Quadratmeter. Ein 30 Quadratmeter großer Keller schlägt also mit 5.400 bis 7.500 Euro zu Buche. Das Aufgraben von außen kostet das Doppelte, ist dafür aber die dauerhaftere Lösung.
Sanierputz – wann er hilft und wann nicht
Sanierputz ist ein spezieller Putz mit hoher Porosität, der Feuchtigkeit aufnimmt und wieder abgibt, ohne dass Salze an die Oberfläche wandern. Klingt nach der Wunderlösung, hat aber Grenzen. Sanierputz funktioniert nur bei geringer Restfeuchte – maximal 3 bis 4 Prozent. Ist die Wand stärker durchfeuchtet, versagt auch der beste Putz.Der Aufbau erfolgt zweilagig: Erst ein Grundputz als Salzbarriere, dann ein Oberputz zur Regulierung. Gesamtstärke mindestens 20 Millimeter, besser 30. Ein Quadratmeter kostet zwischen 40 und 65 Euro inklusive Material und Arbeit – das Doppelte von normalem Innenputz. Dafür bleibt die Wand dauerhaft trocken, sofern die Ursache der Feuchtigkeit beseitigt wurde.
Ein Praxisfall aus Unterfranken: Reihenmittelhaus, Baujahr 1955, Feuchteflecken im Erdgeschoss. Nach der Horizontalsperre wurde Sanierputz aufgetragen – nach einem Jahr zeigten sich erneut Flecken. Das Problem: Die Nachbarhäuser hatten keine Sperre, die Feuchtigkeit wanderte seitlich ins Mauerwerk. Erst als auch die Nachbarn sanierten, blieb die Wand trocken.
Lüften, heizen, kontrollieren
Nach der Sanierung kommt die Nachsorge. Frisch sanierte Wände müssen austrocknen können – das bedeutet regelmäßiges Lüften, auch im Winter. Stoßlüften ist besser als Dauerkippen: Drei- bis viermal täglich für zehn Minuten die Fenster komplett öffnen. Die Raumtemperatur sollte konstant bei mindestens 18 Grad liegen, sonst kondensiert Feuchtigkeit an kalten Wandbereichen.Wer ein Haus baut, hat es leichter: Moderne Baustandards mit Perimeterdämmung, Drainage und Kellerabdichtung verhindern Feuchteschäden von Anfang an. Bei Altbauten bleibt nur die nachträgliche Sanierung – teuer, aufwendig, aber unvermeidbar, wenn die Bausubstanz erhalten bleiben soll.
Die Kontrolle der Mauerwerksfeuchte sollte in den ersten zwei Jahren halbjährlich erfolgen. Ein einfaches Feuchtemessgerät für 30 bis 50 Euro reicht dafür aus. Steigen die Werte wieder, ist eine Nachbesserung fällig – bei seriösen Betrieben Teil der Gewährleistung.
Feuchte Wände verschwinden nicht von selbst. Professionelle Sanierung kostet Geld und Zeit, erspart aber Folgeschäden, die am Ende noch teurer werden. Wer die Ursache kennt und gezielt saniert, hat gute Chancen auf dauerhaft trockene Wände.
Autor / Quelle: t.tf.