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13.11.2025
Thermischer Fingerabdruck: Wann Gebäude einen Kaminofen zulässt
Ein knisterndes Holzfeuer im eigenen Wohnzimmer gehört für viele Hausbauer und Sanierer zum Inbegriff von Gemütlichkeit und Wohnqualität. Der Wunsch nach einem Kaminofen ist daher oft emotional motiviert.

Bevor der Traum vom eigenen Ofen Realität werden kann, muss die Frage klar beantwortet werden: Ist das Haus überhaupt für einen Ofen geeignet?
Diese Eignungsprüfung betrifft alle Gebäudetypen – vom älteren Bestandsbau bis zum hochisolierten Neubau. Zentrale Faktoren sind dabei:
- Sicherheit (Brandschutz).
- Energieeffizienz (Wärmeverlust vermeiden).
- Rechtliche Genehmigung (Emissionsschutz und Abnahme).
Bauliche Basics: Schornstein, Brandschutz und Expertise
Die grundlegende Eignung eines Hauses für einen Ofen steht und fällt mit dem Abgassystem. Ein Ofen benötigt einen funktionierenden, korrekt dimensionierten Schornstein (oder einen geeigneten Edelstahlschornstein).Die Rolle des Schornsteins
Der Schornstein ist nicht nur ein Rohr, das Rauch ableitet. Er muss perfekt auf die angeschlossene Feuerstätte abgestimmt sein:
- Querschnitt und Höhe: Sie müssen den Zug des Ofens gewährleisten. Ist der Querschnitt zu groß oder der Schornstein zu niedrig, kann der nötige Unterdruck nicht aufgebaut werden.
- Material: Ältere Schornsteine müssen oft saniert oder mit Edelstahlrohren nachgerüstet werden, um den Anforderungen moderner Abgase (niedrigere Temperaturen) standzuhalten.
Unabhängig vom Schornstein sind strikte Brandschutzvorschriften einzuhalten. Dazu gehören:
- Abstände: Es müssen Mindestabstände des Ofens zu brennbaren Materialien (Wänden, Möbeln) eingehalten werden.
- Unterlage: Bei nicht feuerfesten Böden (Holz, Teppich) ist eine feuerfeste Unterlage (Glas oder Stahl) zwingend erforderlich.
Die heikle Frage der Verbrennungsluft
Die größte Herausforderung für das Betreiben eines Ofens ist in Neubauten und energetisch sanierten Bestandshäusern die Dichtigkeit der Gebäudehülle. Moderne Bauvorschriften verlangen hochisolierte Gebäude (KfW-Standard, Passivhaus), um Wärmeverluste zu minimieren.Diese Dichtigkeit, die für die Energiebilanz des Hauses essenziell ist, führt zu einem Problem: Der Ofen findet nicht mehr genügend Sauerstoff für eine saubere und sichere Verbrennung in der Raumluft. Fehlt die Zuluft, entsteht ein Unterdruck, der nicht nur die Verbrennung stört, sondern im schlimmsten Fall Rauchgase in den Wohnraum ziehen kann.
Die Lösung hierfür sind zwei grundlegende Konzepte:
- Externe Zuluft: Bei dieser Lösung wird dem Ofen die benötigte Verbrennungsluft über eine separate Leitung direkt von außen zugeführt. Der Raum bleibt thermisch von der Feuerstätte getrennt.
- Raumluftunabhängige Öfen (RLU): Diese Öfen sind komplett dicht gebaut und nehmen die Verbrennungsluft ausschließlich über die externe Leitung auf. Sie besitzen eine spezielle DIBt-Zulassung (Deutsches Institut für Bautechnik), die ihre Sicherheit im Betrieb – auch bei Unterdruck – garantiert.
Ablufttechnische Anlagen und Unterdruckwächter
Ein isoliert betrachtet sicherer Ofen kann in Kombination mit anderen technischen Anlagen im Haus plötzlich zur Gefahr werden. Das größte Risiko besteht, wenn gleichzeitig ein Unterdruck im Aufstellraum erzeugt wird.Dies geschieht typischerweise durch:
- Kontrollierte Wohnraumlüftungen (KWL): Diese Anlagen saugen permanent Luft ab und führen frische Luft zu.
- Starke Dunstabzugshauben: Besonders Hauben im Abluftbetrieb saugen große Luftmengen aus der Küche.
Die zwingende Sicherheitslösung
Um diese lebensgefährliche Situation zu verhindern, ist in vielen Fällen die Installation eines Unterdruckwächters (auch Abluftsteuerung genannt) zwingend vorgeschrieben.Dieser Sicherheitsschalter überwacht den Druck zwischen dem Aufstellraum und dem Schornstein. Sobald ein kritischer Unterdruck im Raum entsteht – beispielsweise weil die Dunstabzugshaube eingeschaltet wurde – unterbricht der Wächter die Stromzufuhr zur Abluftanlage oder zur Zuluftöffnung des Ofens. Dadurch wird sichergestellt, dass die Abluftanlage nur dann betrieben werden kann, wenn die Luftzufuhr des Ofens gesperrt ist oder umgekehrt.
Diese technische Kopplung ist eine nicht verhandelbare Voraussetzung für die feuerpolizeiliche Abnahme eines Ofens in Häusern mit moderner Ablufttechnik.
Statik, Aufstellungsort und Wärmeverteilung
Ein Ofen ist ein schweres Bauteil, und die Wahl des Aufstellungsortes muss über die reine Ästhetik hinaus auch statische und wärmetechnische Aspekte berücksichtigen.Die Statische Herausforderung
Besonders bei schweren Speicheröfen, wie Grundöfen oder Kachelöfen, kann das Gewicht schnell mehrere hundert oder sogar über tausend Kilogramm betragen.
- In Neubauten muss diese hohe Punktlast bereits in der Planungsphase und im Fundament berücksichtigt werden.
- In Bestandshäusern ist die Tragfähigkeit des Bodens – insbesondere bei Holzbalkendecken im Obergeschoss – kritisch. Hier ist die Prüfung durch einen Statiker oft unumgänglich, um Risse oder gar ein Versagen der Decke zu vermeiden.
Der Aufstellungsort entscheidet maßgeblich darüber, wie effizient und gleichmäßig die erzeugte Wärme im Haus verteilt wird. Ideal ist eine zentrale Position im Grundriss, etwa im offenen Wohn-Essbereich, da die Wärme von dort aus in angrenzende Räume abstrahlen kann.
Für Mehrfamilienhäuser gelten zudem zusätzliche Brandschutzanforderungen. So müssen die Feuerstätten in sicheren, brandschutztechnisch abgetrennten Einheiten stehen, um eine Brandausbreitung auf andere Wohneinheiten zu verhindern. Die Positionierung beeinflusst damit direkt die Notwendigkeit und den Umfang von brandschutztechnischen Maßnahmen.
Rechtliche Rahmenbedingungen und Genehmigungsverfahren
Die Installation einer Feuerstätte ist in Deutschland streng reguliert. Die Eignung eines Hauses hängt maßgeblich davon ab, ob die geplanten Maßnahmen den geltenden Gesetzen und Verordnungen entsprechen.Der Bezirksschornsteinfeger als Schlüsselperson
Die wichtigste Instanz bei der Planung ist der zuständige Bezirksschornsteinfeger. Dieser muss zwingend bereits in der Planungsphase hinzugezogen werden. Er prüft:- Machbarkeit: Kann der geplante Ofen technisch an das bestehende Abgassystem angeschlossen werden?
- Sicherheit: Sind alle Brandschutzabstände und Sicherheitsvorkehrungen gewährleistet?
- Genehmigung: Nach der Installation nimmt er die Feuerstätte ab und erteilt die Genehmigung zur Inbetriebnahme. Ohne diese Abnahme darf der Ofen nicht befeuert werden.
Zentral für die Eignung des Ofens selbst ist die Einhaltung der Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV), insbesondere der Stufe 2. Diese Verordnung regelt die zulässigen Grenzwerte für Feinstaub- und Kohlenmonoxid-Emissionen sowie den minimalen Wirkungsgrad von Holzfeuerungsanlagen.
Ältere Öfen ohne diese Zulassung dürfen in vielen Fällen nicht mehr betrieben werden oder müssen bis zu einer bestimmten Frist nachgerüstet werden. Beim Neukauf muss das Gerät zwingend die Vorgaben der BImSchV Stufe 2 erfüllen.
Baugenehmigung
Ob eine separate Baugenehmigung erforderlich ist, hängt von der Art der Installation ab. Die Errichtung eines neuen, externen Schornsteins fällt oft unter das Genehmigungsverfahren, während der bloße Austausch eines Ofens in einem bereits abgenommenen System meist nur anzeigepflichtig ist. Die frühzeitige Klärung mit der Baubehörde und dem Schornsteinfeger vermeidet Verzögerungen und rechtliche Probleme.
Wirtschaftlichkeit und Integration ins Energiekonzept
Wenn alle baulichen und rechtlichen Hürden genommen sind, stellt sich die Frage nach der Rolle des Ofens im gesamten Energiekonzept eines Hauses. In Zeiten steigender Energiepreise wird der Ofen oft nicht nur aus dekorativen, sondern auch aus ökonomischen Gründen gewünscht.Der Ofen als Zusatzheizung
In den meisten modernen Gebäuden fungiert der Kamin- oder Kachelofen heute nicht mehr als alleiniges Heizsystem, sondern als ergänzende Zusatzheizung. Er dient der Reduktion des Gas- oder Ölverbrauchs in der Übergangszeit oder zur Spitzenlastabdeckung an sehr kalten Tagen.
Die Wirtschaftlichkeit hängt stark vom Brennstoffpreis (Holz, Pellets) und vom Wirkungsgrad des Ofens ab. Moderne, hocheffiziente Öfen, die die Anforderungen der BImSchV erfüllen, erzielen eine deutlich bessere Energieausbeute als ältere Modelle.
Wasserführende Öfen und Systemintegration
Besonders fortschrittlich ist die Integration eines wasserführenden Ofens. Diese Modelle sind mit einem Wärmetauscher ausgestattet, der einen Teil der erzeugten Wärme nicht an den Aufstellraum abgibt, sondern in den zentralen Heizkreislauf einspeist.
Das ermöglicht die Anbindung an den Pufferspeicher des Hauses. Auf diese Weise kann das Holzfeuer:
- Warmwasser für Dusche und Bad aufbereiten.
- Zentrale Heizkörper in anderen Räumen versorgen.
Autor / Quelle: t.tf.

