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03.03.2025
Clever sparen durch Eigenleistung
Wer bei Neubau oder Sanierung Geld sparen will, kann mit Eigenleistungen die Kosten für Bau- und Sanierungsmaßnahmen sowie die Finanzierungskosten senken. Wann sich das Selbermachen wirklich lohnt und für welche Arbeiten man lieber einen Fachmann beauftragen sollte, weiß Ralf Oberländer, Baufinanzierungsexperte bei Schwäbisch Hall.

Wie viel kann durch Eigenleistung gespart werden?
Als „Muskelhypothek“ wird umgangssprachlich der Anteil bezeichnet, den Bauherren, Sanierer oder zukünftige Immobilienbesitzer durch Eigen- oder Sachleistungen selbst erbringen. Auch die Unterstützung durch Familie und Freunde als Bauhelfer ist möglich. Das bedeutet im Umkehrschluss: Für handwerkliche Maßnahmen wie Malerarbeiten, Fliesenlegen oder Trockenbau werden keine externen Gewerke beauftragt. Diese Eigenleistungen können Bauherren in die Baufinanzierung einbringen und so das Eigenkapital erhöhen – das senkt die Baukosten. „In der Regel können bei den meisten Banken oder Baufinanzierern zwischen 15 und 20 Prozent der Bausumme als Eigenleistung angerechnet werden“, erklärt Ralf Oberländer. „Ein Beispiel: Für Maler- und Tapezierarbeiten sind in einem 140 Quadratmeter großen Haus rund 125 Stunden einzuplanen. Wer das in Eigenleistung erledigt, kann bis zu 5.000 Euro sparen. Für das Verlegen von Fliesen sind etwa 50 Stunden zu veranschlagen – hier können zwischen 1.800 und 1.900 Euro eingespart werden.“Welche Arbeiten können Bauherren und Sanierer in Eigenleistung erbringen?
Wer über ein gewisses Maß an handwerklichem Geschick verfügt und ausreichend Zeit einplant, kann viele Arbeiten in Eigenleistung erbringen. Beim Innenausbau zählen dazu folgende Arbeiten:- Maler- und Tapezierarbeiten
- Verlegen von Teppichböden, Fliesen oder Laminat
- Trockener Innenausbau, z. B. Verputzen von Ziegelmauerwerk
- Zusätzliche Trockenbauwände, um einen weiteren Raum zu erzeugen
- Einbaumöbel oder Einbauschränke
- Maurerarbeiten
- Außenanlagen: Anlegen von Garten, Terrasse, Wegen und Zäunen
- Dachausbau, z. B. Dämmung

Wann ist ein Fachmann gefragt?
Eigenleistungen bergen jedoch auch Risiken. Wenn Gewerke auf anderen Gewerken aufbauen, kann es schnell zu Bauverzögerungen durch nicht oder fehlerhaft ausgeführte Eigenleistungen kommen. Dann sind die Einsparungen schnell dahin und Aufträge müssen gegebenenfalls neu terminiert und nachfinanziert werden. „Nicht zu unterschätzen ist auch die Doppelbelastung. Wer einen Vollzeitjob hat und nebenbei noch auf der eigenen Baustelle schuften muss, stößt schnell an seine Grenzen“, warnt Oberländer.Hinzu kommt: Bei selbst verursachten Baumängeln gibt es keine Gewährleistungspflicht. Diese gilt in der Regel nur für Handwerkerleistungen, für die vertraglich eine Gewährleistungsfrist von zwei bis fünf Jahren vereinbart werden kann. Wer das Risiko eingeht, Arbeiten in Eigenregie durchzuführen, muss für eventuelle Schäden selbst aufkommen. Umso wichtiger ist eine fachgerechte Ausführung bei Arbeiten an Strom, Gas und Wasser.
„Die gute Nachricht: Aus meiner Beratungspraxis kann ich berichten, dass sich die Situation entspannt hat – die Verfügbarkeit von Handwerkern hat sich deutlich verbessert“, betont der Experte.
Fazit: Eigenleistung gut planen und Risiken absichern
Für welche Variante sich Bauherren entscheiden, sollte nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten betrachtet werden. Wer beim Hausbau Eigenleistungen erbringen will, muss neben ausreichend Zeit auch ein gewisses handwerkliches Geschick mitbringen. Selbst, wer einen handwerklichen Beruf ausübt, muss für fachfremde Arbeiten deutlich mehr Zeit einplanen als ein Profi. Andernfalls sind Baumängel, Bauverzögerungen und Mehrkosten vorprogrammiert. Zudem entfällt bei selbst verursachten Mängeln die Gewährleistung, sodass die Reparaturkosten in diesen Fällen selbst getragen werden müssen. Auch wenn ein Schaden erst später auftritt, muss der Eigentümer zunächst einmal beweisen, dass der Schaden nicht durch die Eigenleistung verursacht wurde.Zu beachten ist auch: Wer einen Fenstertausch, eine neue Haustür oder eine Dämmung in Eigenregie durchführt und dafür staatliche Förderung in Anspruch nehmen möchte, benötigt einen Energie-Effizienz-Experten (EEE). Dieser prüft und bestätigt, dass die Eigenleistungen fachgerecht ausgeführt und die Materialkosten korrekt angegeben wurden.
Und noch ein Tipp: Immer eine Bauhelferversicherung abschließen. Wer einige Arbeiten in Eigenregie durchführt, greift in der Regel auch auf die Hilfe von Freunden, Kollegen oder der Familie zurück. Diese Helfer sollten auf jeden Fall versichert sein. Sonst können bei einem Unfall sehr hohe Kosten auf den Verursacher zukommen.
„Grundsätzlich gilt: Alle zu erbringenden Eigenleistungen realistisch einschätzen sowie die geplanten Zeiten schriftlich festhalten und mit einem Fachberater abklären, ob die Kalkulation auch umsetzbar ist“, erklärt Oberländer.
Resümee von David Steinleger (Redaktion “hausbau.net“)
Eigenleistungen senken Baukosten und erhöhen das Eigenkapital. Malerarbeiten, Bodenverlegung und Trockenbau sind lohnenswert, doch Risiken wie Bauverzögerungen und fehlende Gewährleistung bestehen. Planung, Fachberatung und Versicherung sind essenziell. Staatliche Förderung erfordert oft Expertenprüfung für fachgerechte Ausführung.
Autor / Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall AG